Let’s Talk Equal

Quantitative Studie zu Gender-Diversity unter österreichischen JournalistInnen

Das vorliegende Forschungsprojekt hat zum Ziel, die Geschlechterverteilung unter österreichischen JournalistInnen überblicksmäßig darzustellen, um valide Aussagen zur aktuellen Situation der Geschlechtergerechtigkeit in der österreichischen Medienbranche treffen zu können. Dazu wurde sowohl die nationale sowie regionale Printmedien-, Rundfunk-, sowie Onlinemedien-Landschaft auf ihre Geschlechterverteilung untersucht. Insgesamt wurden im Rahmen dieses Projektes Daten zu 3883 JournalistInnen in Österreich erhoben.

 

Geographische Geschlechterverteilung der JournalistInnen in Österreich

  1. Medien im Sample
  1. 1.  Printmedien

Zur Auswahl der zu untersuchenden Printmedien wurde primär die Media Analyse 2018 herangezogen, die halbjährlich Daten zum Medienkonsum der österreichischen Bevölkerung erhebt und dabei besonders Printmedien und deren Reichweite fokussiert.

Für unsere Analyse wurden sämtliche der 16 in der Media Analyse angeführten Tageszeitungen übernommen. Darunter sind sowohl nationale als auch regionale Kauf- sowie Gratiszeitungen; die Reichweiten reichen von 27,2 Prozent (Kronen Zeitung) bis 0,5 Prozent (Neue Vorarlberger Tageszeitung).

Weiters wurden alle in der Media Analyse angegebenen Wochenzeitungen und -magazine übernommen, die sowohl österreichweit (sieben) als auch regional (vier plus Regionalmedien Austria) erscheinen. Alle Regionalzeitungen, die zur Gruppe „Regionalmedien Austria“ zählen, wurden der Website des Medienunternehmens entnommen. Bei der Auswahl der Wochenendbeilagen wurden Daten des Jahresberichts 2018 der Österreichischen Auflagenkontrolle (ÖAK) herangezogen und alle dort gelisteten übernommen, die eine eigenständige Redaktion haben; das sind somit die Supplements „tele“ sowie „Seitenblicke“. Jene Supplements, deren Redaktion mit der des Mediums, dem sie beigelegt sind, übereinstimmt, wurden nicht berücksichtigt.

Was die illustrierten Magazine betrifft, die 14-tägig oder seltener erscheinen, haben wir uns für eine Auswahl der zehn reichweitenstärksten von insgesamt 31 in der Media Analyse gelisteten Zeitschriften entschieden. Diese Auswahl dient dazu, das zu untersuchende Sample übersichtlich zu halten.

  1. 2. Rundfunkmedien: TV und Radio
  1. 2. 1. Radio privat

Wir haben uns auf eine Statistik zur Reichweite Österreichischer Privatradiosender von Statista berufen und die reichweitenstärksten Radiosender ausgewählt. Die verwendeten Daten aus dem Index-Verlag wurden mit genaueren Informationen (Ressorts) von den Webseiten des jeweiligen Senders ergänzt.

  1. 2. 2. TV privat

Bei den privaten TV-Sendern haben wir uns auf RTR und fernsehliste.at berufen. Sender, die nur online oder nur mit bestimmten Abonnements empfänglich sind, haben wir nicht weiter untersucht; genauso wie deutsche Sender, die auch in Österreich übertragen werden. Die Daten zu den privaten TV-Sendern aus dem Index-Verlag haben wir ebenfalls mit den Informationen der Webseiten der Sender aufgefüllt.

  1. 2. 3. Öffentlich-rechtlicher Rundfunk

Für unsere Datensammlung der Geschlechterverteilung der beim Österreichischen Rundfunk arbeitenden JournalistInnen haben wir eine Trennung der Medien Radio, Fernsehen, Online und Print vorgenommen: Die JournalistInnen, die für orf.at bzw. für die ORF-Nachlese arbeiten, sind in den Bereichen Online und Print abgedeckt worden; hier haben wir uns ausschließlich auf Radio und Fernsehen fokussiert.

Um einheitlich zu bleiben sowie Transparenz und Vergleichbarkeit zu bieten, haben wir auch beim ORF darauf geachtet, mit den gleichen Kategorien wie bei den von uns anderen bearbeiteten Medien zu arbeiten.

Unsere erhobenen Daten haben wir dem Index-Verlag sowie der offiziellen ORF-Seite entnommen. Dabei sind wir folgendermaßen vorgegangen: Haben wir im Index-Verlag nicht ausreichend Daten gefunden, recherchierten wir diese über zugängliche ORF-Seiten und ergänzten so unsere Liste.

Insgesamt sind im Index-Verlag rund 1700 JournalistInnen angeführt, die beim ORF angestellt sind. Damit machen jene den größten Teil aller bei Medienhäusern tätigen JournalistInnen in der österreichischen Medienlandschaft aus.   

  1. 3. Onlinemedien

Als Datengrundlage für die österreichischen Onlinemedien wurde die Medienanalyse der Österreichische Webanalyse vom Februar 2019 herangezogen. Die Österreichische Webanalyse beruht auf freiwilliger Mitgliedschaft der Online-Medien. Die Daten werden vierteljährlich erhoben. Insgesamt umfasst die Analyse 33 Medienhäuser, die der gesetzlichen Definition eines Mediums entsprechen und über eine Online-Redaktion verfügen. Die Daten des ÖWA wurden mit jenen des Index-Verlags ergänzt, der darüber hinaus auch Online-Publikationen mit kleineren Reichweiten erfasst, welche wir ebenfalls in unsere Untersuchung aufgenommen haben.

Von allen für uns relevanten, angeführten JournalistInnen wurden folgende ausgeschlossen: Diejenigen, die

  1. für die Wartung der Online-Seiten oder
  2. für die Grafik zuständig sind oder
  3. nicht mehr in dem angeführten Medium angestellt sind oder
  4. das angeführte Medium nicht mehr existiert.

Wenn das Ressort der einzelnen JournalistInnen nicht ausfindig gemacht werden konnte und sich das Impressum des Fachmediums deutlich auf ein Ressort bezieht, wurde die Person dem genannten Ressort zugeordnet. Handelte es sich hingegen um kein Fachmagazin oder war das Impressum lückenhaft, fiel die Person unter die Kategorie „ohne Angaben“. 

2. Datenerhebung

2. 1. Datensammlung

Um die Daten der JournalistInnen der von uns ausgewählten Medien zu erhalten, wurde der „Journalisten-, Medien- und PR-Index“ des Index-Verlag Wien herangezogen. Der Journalisten-, Medien- und PR-Index listet in seinem Online-Portal nach eigenen Angaben 12.299 Journalisten in 2.770 Redaktionen sowie deren Ressorts und Subressorts.

Die dort abrufbaren Daten werden von den Chefredaktionen der Medien geliefert und laufend durch den Verlag sowie durch die Medien aktualisiert. Hier muss angemerkt werden, dass jedes Medium seine Einträge selbst bearbeiten kann und somit unsere Daten allein auf den eigenen Angaben des Mediums zu seinen JournalistInnen basieren. Da wir nur mit den Daten arbeiten konnten, die uns durch den Journalistenindex mitgeteilt wurden, lassen sich Unvollständigkeiten nicht ausschließen. Mithilfe der Datenbank des Index-Verlags wurden für die jeweiligen JournalistInnen Daten zu Medium, Geschlecht, Position innerhalb des Medienunternehmens, Zugehörigkeit zu einem/mehreren Ressorts sowie Ort der Tätigkeit erhoben.

An dieser Stelle möchten wir uns herzlich bei Herrn Marco Rauch und der Redaktion des Index-Verlages für die gute Zusammenarbeit im Rahmen dieses Forschungsprojektes bedanken. Der Index-Verlag stellte uns für die Dauer unseres Projektes einen kostenlosen Zugang zum Onlineportal des Journalistenindex zur Verfügung und erleichterte damit unsere Datenerhebung immens.

2. 2. Methodik und Kategorisierungen

Das vorliegende Forschungsprojekt konzentriert sich ausschließlich auf Personen, die in einem österreichischen Medium journalistisch tätig sind. Dazu zählen gemäß §1 des österreichischen Journalistengesetzes

 „alle mit der Verfassung des Textes oder mit der Zeichnung von Bildern betrauten Mitarbeiter einer Zeitungsunternehmung, die mit festen Bezügen angestellt sind und diese Tätigkeit nicht bloß als Nebenbeschäftigung ausüben (Redakteure, Schriftleiter)“ (Absatz 1)

Als JournalistInnen bezeichnet das Gesetz

„die Mitarbeiter einer Nachrichtenagentur, einer Rundfunkunternehmung (Ton- oder Bildfunk) oder einer Filmunternehmung, die mit der Gestaltung des Textes oder mit der Herstellung von Bildern (Laufbildern) über aktuelles Tagesgeschehen betraut und mit festen Bezügen angestellt sind und diese Tätigkeit nicht bloß als Nebenbeschäftigung ausüben“ (Absatz 2)

Das österreichische Journalistengesetz geht demnach ausschließlich auf fest angestellte MitarbeiterInnen ein. Für unser Forschungsprojekt ist die Geschlechterverteilung unter jenen JournalistInnen, die sich in prekären Arbeitsverhältnissen befinden, jedoch von großem Interesse. Aus diesem Grund enthält unser Sample sowohl angestellte als auch freie MitarbeiterInnen. Bei der Sammlung unserer Daten unterschieden wir die JournalistInnen auf drei Positionsebenen: Die Chefredaktion, Redaktion und freie Mitarbeit. Unter die Chefredaktion fallen neben ChefredakteurInnen und stellvertretenden ChefredakteurInnen ebenso Sendechefs, Programmchefs und die Landesdirektion. Die Redaktion umfasst alle anderen journalistischen Mitarbeiter eines Mediums. Als Freie MitarbeiterInnen zählen nur jene, die explizit als freie JournalistInnen angegeben sind.

Außerdem haben wir sowohl nach Medientyp, als auch nach Art des Mediums unterschieden: Während die Kategorie Medientyp folgende unterschiedliche Medienarten umfasst, nämlich Online, Print, Öffentlich-rechtlicher Rundfunk, privater Rundfunk; befasst sich die Kategorie Art des Mediums mit der genaueren Unterscheidung zwischen Tageszeitungen, Wochenzeitungen, Illustrierte, Fernsehen und Radio.

Zudem wurden Daten zu den jeweiligen Ressorts der JournalistInnen erhoben, um mögliche Unterschiede in der Geschlechterverteilung zwischen Themenbereichen aufzuzeigen. Dazu erstellten wir insgesamt folgende neun Hauptthemenbereiche: Politik, Wirtschaft, Kultur, Lifestyle, Tagesaktuelles Geschehen, Gesellschaft, Sport, IT/Technik sowie die Foto- oder Bildredaktion. Diesen Hauptressorts wurden alle anderen angegebenen Ressorts untergeordnet.

Unter die Kategorie Politik fallen die Ressorts Innenpolitik, Außenpolitik und Europa; außerdem zählen auch Auslandskorrespondenten dazu. Die Kategorie Wirtschaft umfasst die Ressorts Finanzen, Handel und Gewerbe, Immobilien und Agrar- und Forstwirtschaft. Zur Kategorie Kultur gehören die Ressorts Kino/Film, Literatur, Musik, TV, Kunst, Medien, Theater und Feuilleton. Des Weiteren fallen folgende Ressorts unter die Kategorie Lifestyle: Reise/Tourismus, Leute/Stars, Mode, Unterhaltung, Freizeit, Gastronomie, Wohnen, Frauen/Männer, Motor/Verkehr, Karriere, Gaming und Design. Die Kategorie Tagesaktuelles Geschehen enthält die Ressorts Chronik, Lokales/Regionales, Wetter, Verkehrsmeldungen, Nachrichten und Österreich. Die Kategorie Gesellschaft umfasst die Ressorts Bildung, Umwelt/Nachhaltigkeit/Bio, Familie/Erziehung/Jugend, Forschung/Wissenschaft, Medizin/Gesundheit, Kirche/Religion, Gericht/Recht, Soziales, Minderheiten, Leben, Tiere und Kolumne/Kommentar. Unter die Kategorie Sport fällt alleine das Ressort Sport. Die Kategorie IT/Technik beinhaltet die Ressorts Multimedia, Technik und Hightech. Schließlich enthält die Kategorie Foto die Bild-, Foto- und Videoredaktion; ebenso umfasst die Kategorie alle DatenjournalistInnen.

In den Fällen, in denen keine Informationen zum Ressort angegeben waren, wurden die bisherigen Publikationen des/der JournalistIn manuell recherchiert und – wenn möglich – einem Ressort zugeordnet. In dem Fall, dass eine Person für verschiedene Medien journalistisch tätig ist, wurde sie für jedes Medium einzeln gezählt, um die Ergebnisse nicht zu verfälschen. Dies erklärt, dass in den gesammelten Daten manche JournalistInnen mehr als einmal angeführt sind. Ist ein/e JournalistIn im selben Medienhaus, jedoch in unterschiedlichen Positionen tätig, wurde er/sie nur einmal gezählt und die jeweils höchste Position übernommen.

3. Visualisierung der Daten mit Flourish

Für die Visualisierung der Ergebnisse unserer Datenerhebung entschieden wir uns für die kostenlos zugängliche Onlinesoftware Flourish. Dabei orientierten wir uns am Vorbild eines ähnlichen Forschungsprojektes, das unter der Leitung von Attila Bátorfy die Gender-Verteilung in ungarischen Medien untersuchte (https://adatujsagiras.atlatszo.hu/2018/06/01/nok-es-ferfiak-aranya-a-magyar-szerkesztosegekben/). Die daraus entstandenen Visualisierungen können oben abgerufen werden.

Let’s talk equal

Wir sind eine StudentInnengruppe, unter Leitung von DDr. phil. et iur. Krisztina Rozgonyi MBA, die sich zur Aufgabe gemacht hat, hinter die Kulissen der österreichischen Medienwelt zu blicken und diese Einblicke hier mit Euch zu teilen. Uns geht es vor allem darum, die aktuelle Situation rund um das Thema Gender Equality zu präsentieren. Die Frage des Geschlechts ist immer noch eine, die in unzähligen Lebensbereichen thematisiert oder problematisiert wird – so auch in den Medien. Euch erwarten Beiträge in Form von spannenden Interviews, coolen Podcasts und exklusiven Berichten aus der lokalen Medienlandschaft. Das vollständige Datenvisualisierungsprojekt ist auf let’s talk equal blog verfügbar.